Technik Teil 3: Bremsen und Fahrwerk

Im zweiten Teil bin ich ja schon einmal auf die Bremspumpe eingegangen, bzw. ich habe die originale Nissin-Pumpe durch eine Magura ersetzt. Fading hatte ich damit auch nie wieder. Dennoch war ich mit der Bremse (ABS immer in der niedrigsten Stufe aktiv) bzw. mit dem Bremsverhalten der K67 nicht glücklich. Von meiner K46 kannte ich das anders. Allerdings war bei meiner K46 auch das ABS-System komplett entfernt und es waren direkte Bremsleitungen von den Bremspumpen an die Sättel verlegt.

Auch ein paar Kollegen, die mich schon länger als Fahrer kennen, meinten, dass es früher mit der alten BMW mal meine große Stärke war extrem spät und hart zu bremsen. Das jetzt mit der K67 sei alles so muschihaft. Hmm. Da fängt man an zu grübeln.

Dann kam nach einem Telefonat mit dem Robert von RS2E die Erleuchtung. Er meinte zu mir, dass er anhand der Datenaufzeichnungen bei seiner eigenen K67 feststellen konnte, dass mitunter in bestimmten Fahrsituationen nicht die volle angeforderte Bremskraft an die vorderen Bremssättel durchgelassen wird. Genau das ist es, was ich auch auf der Strecke so spüre. Ich hatte immer das Gefühl, ich kriege die Fuhre nicht ordentlich verzögert. Und dadurch bremst man eben etwas früher, um die Kurve noch zu kriegen.

Also entschied ich, das ganze ABS-System auch wieder rauszuschmeißen und eben auch wieder direkte Leitungen zu verlegen.

Gleichzeitig wechselte ich vorn auch die originalen Hayes-Sättel gegen Brembo M4-Zangen. Das habe ich nur gemacht, nicht weil die Hayes nicht bremsen – dass machen sie schon ganz gut. Aber es kam vor, dass ich ab und an schon mal im Fahrerlager stand und weder Teiledienst noch ein anderer Kollege mir aushelfen konnte, wenn die Beläge runter waren. Für die M4/M50/GP4/Stylema-Sättel findest du immer wen, der notfalls noch Beläge dafür mit hat.

Da ich es von meiner K46 so kannte, wollte ich auch an der K67 für hinten wieder eine unten liegende Bremszange haben. Dadurch wird die Radmontage um einiges leichter. Man kann dann das Hinterrad einfach in den Sattel reinstellen und dann Kette drüber schmeißen und die Achse durchstecken. Leider habe ich das lange nicht irgendwo gefunden. Letzten Winter dann bin ich fündig geworden, bzw. der Borni hat mir ein solches System angeboten. Das ganze ist ein System der Firma L74 aus Großbritannien. Verbaut ist neben dem gefrästen Halter eine Bremszange von HEL Performance Parts.

Auch die Bremsscheiben habe ich getauscht. Die Serienbremsscheiben (5,0mm an den Schmiede- und Carbon Rädern) verziehen sich bei ordentlicher Beanspruchung und was noch viel schlimmer ist, die werden stocksteif mit der Zeit. Das heißt, die Scheibe ist dann nicht mehr schwimmend. Das gab dann immer richtige Vibrationen beim Bremsen. Vorn habe ich dann für beide Radsätze die T-Floater Scheiben von Alpharacing mit einer Dicke von 5.5mm verbaut.

Hinten habe ich wegen der Optik einfach eine sehr filigrane Scheibe verbaut, welche auch nur etwa die Hälfte der Serienscheibe wiegt. Hier sei nur mal kurz erwähnt, dass die Scheibe hinten auch vom alten Modell (K46) passt.

Nach meiner ersten Ausfahrt in dieser Konfiguration hat sich das Motorrad endlich wieder so angefühlt, wie ich es brauche. Auf Anhieb kam ich wieder besser zurecht und viel näher an meine früheren schnellsten Rundenzeiten heran.

Das Fahrwerk

Originales DDC raus – Öhlins rein. …könnte ich jetzt hier kurz und knapp schreiben.

Genau wie beim ABS wollte ich dem neuen DDC der K67 zunächst mal eine Chance geben und es einfach erstmal ausprobieren. Aus der Kiste auf die Piste hatte das DDC auch gar nicht schlecht funktioniert. Jedoch merkte ich nach ein paar Turns, dass sich das Motorrad immer anders verhält. Das heißt in einer Runde war die Kurve X super und in der Runde drauf hat es sich völlig anders verhalten an der selben Kurve. Damit bin ich überhaupt nicht klar gekommen. Wie gesagt bis zu einer 2:10 min in Brno war alles ok. Sowie ich dann aber versucht habe da mal noch ein bisschen ne Schippe drauf zu legen, wurde es immer komisch. Mit meiner K46 liegt meine persönlich schnellste Runde in Brno bei 2:06 min. Da war also schon noch Luft nach oben.

Also habe ich auch das DDC durch Öhlinskomponenten ersetzt. Hinten kam das TTX36-GP Federbein rein, vorn hatte ich zunächst die FKR-Cartridges drin, dann aber habe ich das auch nochmal geändert und das „einfachere“ NIX30-Cartridge verbaut. Das Federbein hinten macht und tut, was es soll. Das war von Anfang an völlig in Ordnung. Bei dem FKR-Cartridge handelt es sich um ein Closed Cartridge – mit diesem bin ich aber absolut nicht klar gekommen. Zu einem Event in Oschersleben haben wir als Team uns mal den Luxus eines eigenen Fahrwerkstechnikers gegönnt. Steven von MG-Racetec nahm sich unter anderem auch meiner Sorgen an und wir tüftelten an einer Lösung. Nach etlichen Versuchen mit Entlüften des Cartridges und so weiter mussten wir jedoch feststellen, dass dieses Cartridge irgend einen Defekt hat. Steven bot an, es für mich zu reklamieren und gab mir dafür ein NIX30-Cartridge als Überbrückungslösung. Öhlins hat die Reklamation bereits letzten Winter anerkannt; ein neues Cartridge kann jedoch erst irgendwann im September 2022 geliefert werden. (voraussichtlich)

Als Verdrehsicherung/Abdeckung habe ich ein paar feine Frästeile vom Hesi draufgeschraubt. Zum einen ist das eben eine Verdrehsicherung (die Federvorspannung neigt dazu, sich von alleine zu lockern) und zum anderen schützen diese Abdeckungen auch die Verschraubungen der Cartridges bei einem Sturz.

Auch den originalen Lenkungsdämpfer habe ich in diesem Atemzug durch ein Öhlins-Pendant ersetzt. Wenn, dann richtig.

Und nun hat das Motorrad endlich das gemacht, was es soll und was ich erwarte. Nun muss ich wohl wieder weiter an mir selbst feilen, um an alte Bestzeiten anknüpfen zu können.

Diese ganzen Umbauten habe ich immer auch in Rücksprache mit den Elektronik-Gurus von RS2E gemacht. Auch von hier habe ich öfter hilfreiche Tipps bekommen. So musste zum einen das ABS-Steuergerät verbaut bleiben, da die RR von dort die Daten der Raddrehzahlsensoren bekommt und zum anderen musste auch das DDC-Steuergerät an Board bleiben. Hierrüber kommen die Daten von den Federwegsensoren.

Ach, ja. Vorn habe ich natürlich auch einen Federwegsensor angebracht, um das Ganze dann im Datarecording auslesen zu können. Hier mal ein paar Bilder, wie ich das gelöst habe:

Ich habe oben ein 3mm-Gewinde von hinten in die Schraube geschnitten, um den kleinen Kugelkopf anzubringen, für unten gibt es einen Halter von Alpharacing.

Alles in allem sind das bis hierher die ganzen Umbauten und Änderungen an dem Bike in der Verwandlung vom Straßen- zum Racebike.