Krulli#10

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Saison 2015: Station 7 am Lausitzring

Sep 7, 2015

…und da war es auch schon wieder September. Ein ungetrübtes Zeichen dafür, dass sich die diesjährige Saison dem Ende nähert. Der vorletzte Cup-Termin fand am ersten Septemberwochenende auf dem Eurospeedway Lausitzring statt.

Dieses Mal hatte ich einen exklusiven Instruktor zur Seite stehen. Kein geringerer als der frisch gebackene IDM-Champion 2015 Markus Reiterberger begleitete uns in die Lausitz. Was für eine Ehre. Allerdings standen die Wetterprognosen nicht ganz so gut. Da es sich um eine 2-Tages-Veranstaltung handelt, wird der erste Tag (Samstag) für Training und Qualifying genutzt und am zweiten Tag steht nach einem Warmup am Morgen gegen Mittag das Rennen zur FR-Challenge an. Für den Samstag wurde ab den späteren Nachmittagsstunden Regen prognostiziert, also hieß es so viel wie möglich vorher zu fahren.

Den ersten Turn hat erst mal jeder für sich genutzt, um “warm” zu werden. Reiti hatte auch nicht sein gewohntes IDM-Superbike mit, sondern ein Superstock Motorrad seines Teams. Auch er wollte sich zunächst erst mal damit vertraut machen.

Den zweiten Turn fuhr ich dann zusammen mit ihm auf die Strecke und er schaute sich das Ganze zunächst von hinten an, überholte mich dann und zeigte mir ein wenig seine Linie… Mein Gott, wie spät er bremst und dennoch sauber in die Kurven einlenkt… Hui jui jui. Da hab ich wohl noch ‘ne größere Baustelle, wenn ich auch mal richtig schnell sein will. Er verriet mir im Anschluss auch noch ein paar “Track-Secrets”, kleine Tricks, um sich besser mit dem Motorrad in bestimmten Passagen zu positionieren… Den dritten Turn versuchte ich dann wieder allein und wollte das gelernte auch umsetzen… Ein wenig gelang mir das auch und die Rundenzeiten purzelten. Allerdings auch bei meinen ganzen Mitstreitern. Eine richtig perfekte Runde hatte ich auch noch nicht hinbekommen. Irgendwas war immer. Verkehr durch langsamere Fahrer, Gelbe Flagge mit Überholverbot usw. Aber es ist ja für alle gleich.

Jetzt zog ich mal frische Reifen auf und wollte beim nächsten Turn mal richtig Gas geben. Vorn spendierte ich meinem Motorrad auch noch frische Bremsbeläge. Dann ging es wieder raus. Ich sah zu, dass ich gleich ziemlich am Anfang auf eine freie Strecke kann; das passte auch soweit. Ich hatte dann in der In-Lap niemanden vor mir. Als ich jedoch Start-Ziel passierte, kam eine ganze Reisgruppe gerade erst aus der Box gefahren. Scheinbar haben die alle nicht auf die Uhr geschaut und fast 2 min verpennt. Prima! Wieder nix mit freier Fahrt. Nachdem ich die meisten Spätrausfahrer überholt hatte, hatte ich dann einen von den schnellen Jungs vor mir, da blieb ich dann dahinter und wollte mich ein wenig ziehen lassen. Das klappte eigentlich auch ganz gut. Irgendwie fühlte sich aber mein Motorrad trotzdem komisch an. Es bremste irgendwie permanent von allein. Komisch. Als ich am Ende des Turns in die Box fuhr, merkte ich wie die vordere Bremse die ganze Zeit fast blockierte. Was ist denn nun schon wieder? … und da fiel es mir ein: Vor dem Wochenende wechselte ich daheim noch die Bremsflüssigkeit. Da waren aber abgefahren Bremsbeläge drin. Die Bremsflüssigkeit hätte ich so nur bis zum Minimalfüllstand auffüllen dürfen. Hab ich aber nicht. Ich habe genau mittig zwischen Min & Max aufgefüllt. Nachdem ich nun die frischen Beläge reingebaut habe, war der Füllstand viel zu hoch; es baute sich dadurch Druck von alleine auf und dadurch bremste das Motorrad auch von allein. Beim Rausfahren mit kalter Bremse fällt das nicht auf, erst wenn sie warm wird, steigt der Druck im System. Mist! Wieder ein Turn vergeigt.

Nun gut weiter geht’s. Den Mangel abgestellt und das nächste Problem erkannt: An meinem Federbein schien sich die Druckstufe verabschiedet zu haben. Auch wenn ich diese ganz zugedreht habe, hat da gar nichts gedämpft. Jetzt wurde auch der Himmel immer dunkler und es begann zu regnen. Genau wie es vorhergesagt war. Ok. Dann war es das sowieso mit Zeiten verbessern. Also Federbein rausgebaut und zum Service vor Ort (Beckel-Fahrwerkstechnik) damit. Es hörte dann zwar auf mit regnen, aber die Strecke war noch komplett nass. Somit war der Tag beendet und ich hatte nur P7 für das morgen anstehende Rennen herausgefahren. Ich glaube, dass ist meine schlechteste Startposition bisher in diesem Jahr. Aber was soll’s… Punkte werden im Rennen vergeben.

Die Wettervorhersage für den Sonntag sahen auch alles andere als gut aus. Es wurde wieder Regen angesagt, und so war es dann auch. Ich rüstete als auf Regen um. Obwohl ich kein gutes Gefühl hatte. Lausitz und Regen… das funktioniert doch nicht wirklich. Der Lausitzring hat eine besondere Asphaltmischung mit sehr hohem Gummianteil. Dadurch wird es bei Regen hier richtig rutschig. Warum ist das so? Ursprünglich wurde der Lausitzring für die amerikanische Indy-Car-Serie gebaut. Die fahren aber im Regen nicht. Wenn es bei denen regnet, wird entweder gewartet, bis alles wieder trocken ist, oder das Rennen wird auf den nächsten Tag verschoben.

Wie vorhergesagt fing es auch wieder an zu regnen. Irgendwie war mir nicht nach Motorrad fahren unter diesen Umständen. Ich rechnete mir im Kopf aus, was es für die Meisterschaft bedeutet, wenn ich nicht starte. Es gibt in diesem Jahr in der FR-Challenge ein Streichergebnis. D.h.: Für das Rennen bin ja qualifiziert und trete aber nicht zum Start an. Ergibt 0 Punkte, welche ich allerdings wegstreichen kann. Güdy als mein einzig verbliebener Konkurrent wird sicherlich gewinnen und 20 Punkte gut machen. Muss aber noch 18 wegstreichen (sein bisher schlechtestes Ergebnis)… Also macht er 2 Punkte gut. Genauso wäre es auch, wenn ich hinter ihm ins Ziel komme. Einzig, wenn ich vor ihm ankomme, dann mache ich was gut. Macht er also jetzt 2 Punkte gut, dann habe ich vor der letzten Veranstaltung in Most immer noch 6 Punkte Vorsprung.

Also dachte ich mir: Ich fahre nicht. Bevor ich ein Haufen Schrott produziere, weil ich vor ihm sein will, lasse ich es lieber. Selbst wenn ich nur hinterher rollern würde, dann würde ich das auch nur als Streichergebnis nutzen. Und selbst dann ist immer noch ein Sturzrisiko vorhanden. Nee, das lassen wir mal lieber.

Ich schaute dann also beim Rennen zu. Von ursprünglich 13 Fahrern, welche sich in die Startaufstellung stellten, sind am Ende tatsächlich auch 7 gestürzt… Güdy ist nicht gestürzt… er hat sich die vollen 20 Punkte eingefahren, was er in meinen Augen bei diesem Eiertanz auch vollkommen verdient hat.

Nun ist die nächste Station am letzten Septemberwochenende in Most. Bis dahin werde ich nochmal Urlaub unter der Sonne Mallorcas machen und dann hoffentlich super ausgeruht dort meinem 2. Meistertitel in der FR-Challenge entgegen fahren…